Reisebericht Simone

I Love Yoga Studio Hopping in New York 2016

Als der sehr sportlich aussehende Ashtanga-Yogalehrer Eric uns vor Kursbeginn fragt: »Wer von euch hat noch nie Ashtanga-Yoga gemacht?« schnellen alle Hände in die Höhe, und Eric, der das offenbar kaum glauben kann, reißt erstaunt die Augen auf. Für nicht-Eingeweihte: Ashtanga-Yoga ist einer der herausforderndsten und schwersten Yoga-Stile überhaupt. Insofern geben wir wirklich alles in dieser Übungsstunde und sind am Ende mehr als erschöpft, aber doch glücklich und zufrieden. Oh ja, wir spüren unseren Körper – bis in die feinsten Muskelfasern! Dafür schmeckt die Pizza bei »Johns of Bleeker« jetzt umso köstlicher. Seit 1929 wird sie hier bereits serviert. Für uns ist es in diesem Moment definitiv die beste Pizza in ganz New York.

Eine laute, geschäftige und vor Trubel überschäumende Metropole und entspannte nach innen gerichtete Yoga-Praxis? Wie passt das denn überhaupt zusammen?

Die Idee hatte vor ein paar Jahren meine Freundin Anja – Inhaberin des Hamburger Yogastudios »Mattenzauber«. Sie liebt New York City über alles und meinte irgendwann zu mir, dass man doch mal ein Yoga-Studio-Hopping im Big Apple anbieten sollte. Woraufhin ich sofort begeistert sagte: »Mach! Ich bin dabei.« Für die Organisation ging dann noch einige Zeit ins Land, aber schließlich war es soweit. Nach sorgfältiger Auswahl der Yoga-Studios und Ausarbeitung eines tollen Rahmenprogramms sind wir mit 12 Teilnehmern in unsere Traumstadt New York geflogen, in der wir nun 7 Tage verbringen wollen.

Nach der Immigration-Tortur am Flughafen (2 Stunden in der Schlange stehen – da musst du dann einfach durch) sind Anja und ich im berühmten Yellow Cap zu unserem Hotel in Midtown Manhattan gefahren. Es liegt fußläufig zum Empire State Building und ist somit eine ideale Basis fürs Sightseeing. Die anderen aus unserer Gruppe übernachten in ganz Manhattan verteilt. Einige in Hotels, andere in Appartements – je nach Gusto und Portemonnaie. Für Anja und mich stand fest: Zimmer kurz entern und dann gleich los – Weltstadtluft schnuppern. Schon der Spaziergang zum Times Square hat uns beide dann völlig geflasht. Überall geschäftiges Treiben, blinkende Lichter, Polizeisirenen, Menschenmassen, einladende Geschäfte und Restaurants. Fürs erste Dinner in Town haben wir auch schon ein Ziel gehabt: die »Bubba Gump Shrimp Company«. Forrest Gump lässt grüßen!

Unsere erste Nacht im Big Apple verlief ziemlich unruhig, und wir sind verdammt früh aufgewacht. Mit dem  Ashtanga-Yogakurs bei Eric haben wir die Latte dann natürlich auch gleich zu Beginn sehr hoch gehängt. Umso entspannter starten wir nun in den dritten Tag. Für ein typisch amerikanisches Frühstück mit Pancake, Spiegelei und Toast geht´s jetzt erst mal in den ältesten Diner der Stadt – direkt gegenüber vom Flatiron Building. Bei schönstem Sonnenschein lassen wir uns danach ein wenig treiben und schlendern ein Stück durch den High Line Park. Der ist auf einer still gelegten, begrünten Eisenbahntrasse entstanden, die einst von Chelsea bis zum Meatpacking District führte. Wirklich beeindruckend!

Am Nachmittag steht bereits unsere nächste Yoga-Klasse an, diesmal im Jivamukti-Studio. Wie ein aufgeregter Hühnerhaufen warten wir dort vor der Eingangstür, bis alle eingetroffen sind. Dreizehn Frauen und ein Mann. Unser armer Quoten-Yogi! Man muss schon genau hinsehen, um überhaupt zu erkennen, dass sich hier inmitten der Straßenschlucht ein Yoga-Studio befindet. Nach dem ganzen Trubel freuen wir uns richtig auf diesen Ort der Ruhe. Und diesmal geht es wesentlich entspannter zu, sodass wir locker mit den anderen Kursteilnehmern mithalten können. Total relaxed genießen wir danach einen Burger bei »Shake Shack« im Madison Square Garden – Best Burger in Town! Zum krönenden Abschluss gibt´s später am Abend noch einen coolen Drink in der »Rooftop-Bar« mit grandiosem Blick auf das Empire State Building. Ein rundum perfekter Tag neigt sich hier langsam dem Ende zu!

Schade! – das war’s nun mit Sonne. Für den Rest der Woche sind Schirm und Regenjacke angesagt. Auch das ist New York. Aber uns kann’s nicht erschüttern. Mittlerweile fühlen wir uns selbst schon ein wenig wie New Yorker. Der Besuch eines Gospel-Gottesdienstes in der Times Square Church wird für uns alle zum inspirierenden Erlebnis. Aufgekratzt streifen wir anschließend durch den Central Park, bummeln den Broadway hinauf und die Fifth Avenue hinunter und bestaunen dabei die Wolkenkratzer ebenso wie all die verrückten Designerläden. Und dann ist auch schon wieder Yoga-Zeit. »Make your own Yoga«, wirbt Tara Stiles für ihr »Strala-Studio«, und hier ist der Name  Programm. Zwar erschließt sich den meisten von uns dieser Yogastil nicht so ganz, aber es ist dennoch eine besondere Erfahrung mit fünfzig Leuten aus aller Welt in einem Raum zu praktizieren, Yoga-Matten dicht an dicht und der Schweiß rinnt von der Stirn.

Die Stadt, die tatsächlich niemals zu schlafen scheint, zieht uns immer mehr in ihren Bann. Jeder erkundet sie für sich auf eigene Art und Weise. Beim gemeinsamen Lunch oder Dinner tauschen wir uns voller Begeisterung aus. Den Bummel durch die Stadtteile Soho, Little Italy und Chinatown lässt sich natürlich keiner entgehen. Auf dem Weg dorthin liegen die »Magnolia Bakery« mit köstlichen Cup Cakes und der »Kat’z Deli«, wo die berühmte Filmszene mit Harry und Sally gedreht wurde. Das wissen natürlich die meisten Touristen. Und so bekommen wir dort kaum ein Bein auf den Boden. Also geht´s weiter. Perspektivenwechsel. New York von oben: Empire State Building, Rockefeller Center und One World Trade Center. Lohnenswerte Ziele bei Tag und bei Nacht, genauso wie die Bootsfahrt zur Freiheitsstatue und nach Ellis Island.

Neben dem Sightseeing besuchen wir insgesamt acht Yogastudios. Von Sivananda über Iyengar und Anusara Yoga ist fast alles dabei, und wir haben wirklich tolle Lehrer, die uns viel Kraft geben und jede Menge Inspiration.

So vergeht die Woche natürlich viel zu schnell. Ehe wir uns versehen, stehen wir schon wieder am Flughafengate und warten aufs Boarding. Kaum zu glauben, aber als wir in den Flieger nach Hamburg steigen, scheint plötzlich die Sonne. New York City zeigt sich noch einmal von ihrer schönsten Seite. Da gerät man doch gleich wieder ins Träumen. Ich werde mit Sicherheit noch lange in der Erinnerung an die tolle Zeit hier schwelgen.

Mein Fazit: New York und Yoga passen wunderbar zusammen. Die Kombination aus Sightseeing und »bewusster innerer Einkehr« ist einfach perfekt.

Simone, Mai 2016