Die Bedeutung der Malas für das tägliche Leben und die Yogapraxis.

Hattest du in deinem Leben schon einmal einen kritischen Gedanken über dich selbst? Jeden Tag plappert da eine leise oder auch laute Stimme in uns und flüstert uns Sätze wie zum Beispiel: Ich bin allein, Ich kann das nicht, Ich bin nicht gut genug zu. Bei mir ist diese Stimme oft sehr laut. Wenn ich zum Beispiel in den sozialen Medien unterwegs bin, wenn ich vor vielen neuen Schülern unterrichte oder sogar ein anderer Yogalehrer an meiner Klasse teilnimmt – dann vergleiche ich mich und fühle mich ungenügend und nicht gut genug. 

Diese Sätze in unserem Kopf entspringen der negativen Macht der Malas – ein Konzept aus der tantrischen Philosophie, auf der auch Anusara-Yoga basiert.

Malas sind Glaubenssätze, die unsere Selbstwahrnehmung einschränken.

Diese Glaubenssätze begrenzen und limitieren uns in unserem Denken, Handeln und Tun. Sie lassen uns glauben, dass wir nicht komplett sind so wie wir sind, dass wir etwas nicht können und wir ganz allein sind auf dieser Welt. Diese Aspekte unseres Bewusstseins hindern uns daran, dass wir uns mit der Welt da draußen verbunden fühlen. Sie hindern uns daran, dass wir unser wahres Selbst sehen und erfahren.

Die „Staubschicht” der Malas lässt uns das immer wieder vergessen und nicht sehen.

Sicher gibt es Momente in unserem Leben, in denen wir diese Verbundenheit spüren. Wenn wir vielleicht einen Sonnenaufgang erleben, wenn wir uns in der Natur bewegen, wenn wir tiefe Freude empfinden, wenn wir die Elemente spüren. Dann nehmen wir wahr, dass es da eine Kraft gibt, die – wie immer wir sie nennen mögen – die soviel größer ist als wir selbst und wir Teil dieser Kraft sind, weil wir Teil dieses Universums sind.

Anava-Mala, Mayiya-Mala und Karma-Mala bilden die Staubschicht auf unserem Herzen.

Das Wort Mala bedeutet Schmutz oder Verunreinigung. In der tantrischen Philosophie werden die Malas mit einer Staubschicht, die das Herz bedeckt, verglichen. Diese feine Staubschicht verhindert, dass wir erkennen, dass wir mit der allumfassenden Kraft, die hinter allem steht, verbunden sind.

1. Anava-Mala
„Ich bin nicht gut genug.” „Ich bin wertlos.”

Diese Mala kreiert ein Gefühl von Wertlosigkeit, Mangel und Unvollkommenheit in uns. Es ruft Gefühle wie Unsicherheit und Traurigkeit hervor. Es verhindert zu erkennen, dass wir verbunden sind mit einer höheren Kraft.

Anava Mala ist mit dem Herzen verbunden.

2. Mayiya-Mala
„Ich bin allein.” „Niemand interessiert sich für mich.”

Hier fühlen wir uns in unserer Wahrnehmung getrennt von der ganzen Welt und fühlen uns allein. Wir vergleichen uns mit anderen und Gefühle von Eifersucht und Wut werden hervorgerufen.

Mayiya Mala ist mit dem Verstand verbunden.

3. Karma-Mala
„Ich werde es nicht schaffen.” „Ich kann es nicht.”

Hier entsteht in uns das Gefühl von Handlungsunfähigkeit und nicht gut genug zu sein in dem, was man macht. Es ruft Gefühle von Sorge und Angst hervor.

Karma Mala ist mit dem Körper verbunden.

Diese drei Malas sind Teil unserer Existenz, Teil dessen wer wir sind. Wir sollten sie uns vergegenwärtigen und mit ihnen arbeiten. Die Yogapraxis unterstützt uns darin, auf diese Sätze im Kopf aufmerksam zu werden und sie wahrzunehmen.

Die Yogapraxis auf der Matte wischt die Staubschicht weg!

Diese Gefühle, die durch die Malas in uns hervorgerufen werden, wirken sowohl emotional als auch körperlich auf uns. Sie machen uns fest, unbeweglich, lassen die Schulter nach vorne fallen und geben uns allgemein kein sonderlich gutes Körpergefühl. Oder wie fühlst du dich, wenn du dir ständig selbst sagst: „Ich bin nicht gut genug?”. Bei mir kommt da jedenfalls kein freundliches Gefühl auf.

Während der Praxis kommt manchmal auch diese leise Stimme in den Kopf: „Ach, diese Asana kann ich ja gar nicht” oder „Die anderen können das, nur ich nicht” oder „Die kennen sich hier alle, ich sitze mal wieder allein auf der Matte.”

Yoga dagegen sagt: Alles ist Eins. Alles ist Bewusstsein. Alles in dieser Welt ist durchströmt von einer Kraft, die soviel größer ist als wir selbst und die alles zusammenhält. Dadurch, dass wir auch auf dieser Welt sind, sind wir ein Teil dieser Kraft und somit mit ihr verbunden.

Fazit:

Unsere Asana-Praxis hilft hier ganz konkret, um diesen Gedanken entschlossen entgegenzutreten. Das Bewegen auf der Matte unterstützt uns darin, dass wir:
1. uns über den Atem an die große Kraft erinnern, die durch uns hindurchströmt und
2. wir unseren Körper mithilfe der Asanas öffnen und die unbeweglichen Bereiche unseres Körpers wieder geschmeidiger werden lassen, so dass die Energie wieder gut fließen kann. Nach meiner Praxis auf der Matte hatte ich noch nie das Gefühl von „Ich bin nicht gut genug”. Du? Ich fühle mich immer friedlich, vollkommen, wertvoll. So, als ob ich alles schaffen kann in meinem Leben. 

Welch ein Geschenk diese Praxis ist. Die Mala-Staubschicht ist – für kurze Zeit – weggewischt und ich erkenne, dass ich verbunden, wertvoll und nicht allein bin.