Kategorie: Inspiration

Patanjali und der achtgliedrige Pfad

Patanjali und das Yoga Sutra

Patanjali, das Yoga Sutra und der achtgliedrige Pfad für Einsteiger

Patanjali war ein indischer Gelehrter und „Vater des Yoga“; er lebte circa in der Zeit 200 vor bis 200 nach Christus. Er ist der Verfasser des Yogasutras (Sutra = Faden), des Standardwerks des klassischen Yoga.
Seiner Meinung nach, ist Yoga der einzige Weg, um das menschliche Bewusstsein und die Wahrnehmung zu verstehen. Durch Yoga lernen wir, unsere Gedanken zu kontrollieren und damit das Leiden – das aus den Gedanken resultiert – zu überwinden. So gelangen wir zu mehr Bewusstsein – für unseren eigenen Geisteszustand und den Auswirkungen unserer Handlungen.

Ziel des Yoga ist es, den Zustand von Samadhi zu erreichen. Samadhi bezeichnet den höchsten Bewusstseinszustand, der über Wachen, Träumen und Tiefschlaf hinausgeht. Es ist die tiefe meditative Versenkung, in der wir unser tiefstes Selbst erkennen. Uns wird bewusst, dass wir selbst Teil des kosmischen Bewusstseins sind. Wir erkennen, dass wir Ausdruck des Höchsten sind. Du kannst dieses „Höchste” auch Natur, Universum, Energie, universelle Intelligenz, Göttlich oder Gott nennen. Wichtig ist, zu verstehen, dass das Höchste eine Kraft ist, die immer schon da war und ist und unendlich ist.

Um uns diesem Ziel – Samadhi – anzunähern, müssen wir in den Zustand des Yoga kommen, den Patanjali folgendermaßen beschreibt:

„Yoga citta vritti nirodah”

„Yoga ist der Zustand, wenn alle Bewegungen des Geistes still werden.”

Citta ist unser Geist und Vritti sind die Bewegungen unseres Geistes: unsere Gedan-ken, Gefühle, Emotionen, Prägungen, Muster und Vorurteile, die wir uns im Laufe unseres bisherigen Lebens angeeignet haben. Nirodah ist die Stille. Wenn wir nicht gerade im Zustand des Yoga sind – also die meiste Zeit des Tages – ist unsere Wahrnehmung von unseren Gedanken beeinflusst. Alles, was wir wahrnehmen, unsere Umwelt und uns selbst, ist durch unsere Gedanken und Gefühle beeinflusst. Wir nehmen also alles subjektiv war. Wir sind schlecht drauf, dann sieht die ganze Welt grau und trostlos aus. Wenn wir aber verliebt sind, ist alles wunderschön. Obwohl die Welt sich gar nicht verändert hat, sehen wir sie in verschiedenen Situationen ganz anders. Es ist, als hätten wir eine Brille auf, die unsere Wahrnehmung verzerrt. So können wir uns die Vrittis vorstellen. Sie verzerren unsere Wahrnehmung. Je nachdem, welche Brille wir gerade aufhaben.

Genauso subjektiv nehmen wir auch uns selbst wahr. Was wir über uns denken, aufgrund von unseren Prägungen, so erscheinen wir uns selbst. Zum Beispiel: „Ich bin zu dick“ / „Ich bin unattraktiv“ „Ich bin tollpatschig“ / „Ich kann keinen Kopfstand“ et cetera et cetera

Das ist also der ganz normale Zustand in dem wir in der Welt funktionieren. Und nur, wenn wir in den Zustand des Yoga kommen – also die Gedanken zur Ruhe kommen – können wir unvoreingenommen wahrnehmen.

Das ist es, was wir in der Meditation und beim Yoga üben. Die Gedanken und Gefühle sind zwar da, aber wir sind nicht mehr so stark von ihnen abhängig oder ihnen gar ausgeliefert.

Ziel des Yoga nach Patanjali: die Beseitung allen Leidens (das durch unsere Gedanken und unsere verzerrte Wahrnehmung entsteht), und die Erkenntnis (Samadhi), wer wir in Wirklichkeit sind.

Das Yoga-Sutra

DAS YOGA-SUTRA IST IN VIER KAPITEL AUFGETEILT UND BESTEHT AUS 195 VERSEN.

Erstes Kapitel: Samadhi Pada (Über die Versenkung)
Zweites Kapitel: Sadhana Pada (Über die Praxis) Hier beschreibt Patanjali den achtgliedrigen Pfad (Ashtanga Marga) durch den man Leiden und die 5 Hindernisse (Kleshas) auf dem Weg hin zu Samadhi überwinden soll.
Drittes Kapitel: Vibhuti Pada (Über die Resultate)
Viertes Kapitel: Kaivalya Pada (Über die Versenkung)

Der achtgliedrige Pfad

Alle 8 Themen sind gleichwertig. Beim regelmäßigen Üben wird dein Verhalten auf allen Ebenen positiv beeinflusst.

1 Yama: Der Umgang mit der Natur und den Menschen (5 ethische Verhaltensregeln)
2 Niyama: Der Umgang mit dir selbst (5 Regeln der Selbstdisziplin)
3 Asana: Der Umgang mit dem Körper (Schulung und Reinigung des Körpers mittels Yogastellungen)
4 Pranayama: Der Umgang mit dem Atem (Atemkontrolle)
5 Pratyahara: Der Umgang mit den Sinnen (Zurückziehen der Sinne von der Außenwelt)
6 Dharana: Der Umgang mit dem Geist (Konzentration)
7 Dhyana: Der Umgang mit dem Geist (Meditation und Kontemplation)
8 Samadhi: Der Umgang mit dem Geist (Versenkung, Einheitsbewusstsein)

Lies hier mehr über Pratyahara: Wenn sich dein Geist in erholsame Stille zurückzieht.

Glücklicher und zufriedener werden mit der Dankbarkeitspraxis.

tägliche Dankbarkeitspraxis

Ein großes Bestreben der Yogapraxis ist es, Bescheidenheit und Zufriedenheit zu entwickeln. Eine Zufriedenheit, die darauf beruht, dass wir mit dem, was wir haben und was uns täglich umgibt, zufrieden sind und nicht ständig den Fokus darauf lenken, was uns zu unserem vermeintlichen Glück alles noch fehlt. Dieses Streben nach mehr macht nicht zufriedener – im Gegenteil – es erzeugt Stress und Unzufriedenheit. Wäre folgendes nicht nicht viel schöner: Wenn wir jeden Tag dankbar dafür wären, was bereits alles da ist und sich daraus in uns Glück und Zufriedenheit entwickeln würden? Ganz einfach durch eine Dankbarkeitspraxis.

Doch unser Gehirn grätscht leider immer wieder dazwischen. Alle Impulse, die wir „von außen” bekommen, vermengen sich in Sekundenbruchteilen mit abgespeicherten Erinnerungen. Diese Erinnerungen sind die inneren Quellen des Verlangens nach Mehr. 

Die äußeren Quellen wie Zeitschriften, Fernsehen, Radio und Internet bombardieren uns zusätzlich mit Informationen, die uns suggerieren wollen, was wir alles noch unbedingt brauchen, um zufrieden und glücklich zu sein. Und schon keimt der Wunsch danach in uns. Mit einer Dankbarkeitspraxis kannst du dem entgegenwirken. Einfach indem du täglich aufschreibst, wofür du dankbar bist. 

Eine Dankbarkeitspraxis zu etablieren ist ganz einfach.

Durch die Reize von außen entwickeln wir ständig neue Wünsche, die uns suggerieren, wie viel besser es uns gehen würde, wenn wir erst dies oder jenes kaufen würden, den vermeintlich besseren Job beginnen würden oder gleich den Partner wechseln würden. 

Diese Liste lässt sich unendlich fortsetzen; denn jeder Wunsch, den wir haben, zieht einen weiteren Wunsch nach sich. Komischerweise scheint aber die Erfüllung dieser Wünsche keine wahre Zufriedenheit hervorzubringen. Denn dann könnten wir ja einfach mit dem Kaufen und dem „immer-mehr-haben-wollen” aufhören!?

Das klappt aus einem einem einfachen Grund nicht: unser Ego möchte immer mehr von dem, was sich für uns gut anfühlt. Und es möchte das sogar noch verstärken. 

Soweit die schlechte Nachricht. Es gibt aber auch noch eine gute: Unser Ego ist nicht entscheidend! Jedenfalls nicht, wenn wir seinen „Gegenpart” – den wachen und bewussten Teil unseres Geistes – trainieren. 

Betrachten wir dazu das Ganze mal aus yogischer Perspektive. Unser Geist setzt sich aus 3 Teilen zusammen:

  • dem Ego (Aham Kara)
  • dem Denken (Manas) und
  • dem „wachen und bewussten Teil” des Geistes (Buddhi).

Zurück in den Alltag: Du kannst dir dein Ego und dein Denken wie zwei „Sekretärinnen” in deinem Kopf vorstellen, die den ganzen Tag miteinander schnattern: „Ach, das Kleid ist so schön, das hätte ich so gerne – aber du hast doch schon 20 Kleider – ja, aber das Kleid ist doch ganz anders – du wolltest doch Geld sparen – ach, ich kann mich doch auch mal belohnen, ich arbeite so viel …”

Diese Unterhaltung würde unendlich lange weitergehen, wenn Buddhi – der Chef – nicht eingreifen und eine klare Ansage machen würde. Buddhi ist der bewusste und wache Bereich des Geistes. Der, der weiß, das sie ein weiteres neues Kleid nicht glücklicher machen wird. 

Wenn wir „unseren Buddhi” – den wachen und bewussten Bereich unseres Geistes – durch eine tägliche Dankbarkeitspraxis stärken, entwickeln wir Zufriedenheit und Glück aus unserem Inneren heraus. Wir kreieren Gefühle, die keiner äußeren Stimulation bedürfen.

Die Dankbarkeit ist wie ein Muskel der regelmäßig gestärkt werden muss.

Dankbarkeit ist eine innere Einstellung, die du durch tägliche Übung kultivierst; indem du morgens oder abends zum Beispiel drei Dinge aufschreibst, für die du dankbar bist. So entsteht eine Fülle an „Dingen, Situationen und Begegnungen”, die dir vor Augen führt, wie reich dein Leben ist. So wird dir zum Beispiel bewusst, dass du gesund bist, ein Dach über dem Kopf hast, ausreichend Kleidung hast und dich jeden Tag satt essen kannst.

Diese Macht der Dankbarkeit:

  • lässt dich liebevoll anerkennen was heute ist,
  • was dein Leben an Positivem bietet und
  • lässt dich aufbrechen – hin zu dem, was du ändern willst beziehungsweise kannst oder musst.

Fazit: Bewusstheit führt dich in die Dankbarkeit. Dankbarkeit führt dich in die Zufriedenheit.

Dir die kleinen (und auch großen) Dinge im Alltag bewusst zu machen und aufzuschreiben, stärkt deine innere Zufriedenheit wie einen Muskel. 

Mache dir immer wieder bewusst:

  • dass deine Zufriedenheit nicht aus den Objekten heraus entsteht die dich umgeben, sondern
  • durch die Erkenntnis, dass alles, was du zum Glücklichsein brauchst, bereits in dir vorhanden ist und 
  • du bereits in Fülle lebst.

Aus dieser Fülle heraus entsteht deine innere Zufriedenheit. Je stärker dieses Gefühl der Zufriedenheit ist, desto glücklicher empfindest du deinen Alltag. Diese Erkenntnis wird mehr Ruhe in dein Leben bringen und einen Raum für mehr Freude öffnen.

Die tägliche Dankbarkeitspraxis der Reflektion ist dabei das A und O. Um diese zu verinnerlichen, empfehle ich dir mein handliches Dankbarkeits-Notizbuch. Es passt griffbereit auf jeden Nachttisch. Darin zu lesen und jedesmal aufs Neue die Fülle wahrzunehmen, die bereits in deinem Leben ist, ist ein wahrer Glücksbooster. Probiere es aus, es wirkt!

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

Dein Geschenk: Dankbarkeitsmeditation

Mit dieser Meditation kannst du dich in das Gefühl der Dankbarkeit bringen. Dankbarkeit für all das, was jetzt schon in deinem Leben ist.

Hier gehts zur Mediation

Fünf wichtige Fakten rund ums Hüftgelenk und die Bedeutung der Inneren Spirale des Anusara Yoga.

Hüftöffner und Innere Spirale

1. Die Anatomie

Das Hüftgelenk ist die bewegliche Verbindung des Oberschenkelknochens mit dem Becken. Es besteht aus 2 Beckenschaufeln und den Oberschenkelknochen, die durch ein Kugelgelenk mit dem Hüftgelenk verbunden sind. Der Oberschenkelkopf sitzt in der Hüftgelenkspfanne und hat einen sehr hohen Bewegungsradius – ähnlich dem des Schultergelenks. 

2. Ohne Muskeln und Bänder geht gar nichts

Rund um das Hüftgelenk sitzen viele Muskeln sowie innere und äußere Bänder, die das Gelenk stabilisieren und fixieren. Bei einer Streckung werden diese Bänder gespannt und verhindern eine Überstreckung des Hüftgelenks. Bei einer Beugung wickeln sich die Bänder wieder ab und liegen lockerer an, sodass das Gelenk mehr Bewegungsfreiheit hat. Parallel dazu sorgen die Muskeln für Beweglichkeit und Stabilität. Dazu gehören der große, mittlere und kleine Gesäßmuskel, der Ischiasnerv und – als bedeutendster Muskel – der Hüftbeuger.

3. Am wichtigsten ist unser Hüftbeuger

Dieser tief in der Hüfte verlaufende Muskel sorgt dafür, dass wir den Oberschenkel nach oben ziehen können – um zum Beispiel zu Sitzen – und das wir uns überhaupt aufrichten und gehen können. Der Hüftbeuger ist der einzige Muskel, der die Wirbelsäule mit dem Becken und den Beinen verbindet. Sein Ansatz ist am „kleinen Rollhügel“ am inneren Oberschenkel – von dort läuft er durch die Hüfte hindurch bis hoch zum letzten Brustwirbel T12 – dabei dockt er an jeden der 5 Lendenwirbel an.

4. Das Problem: Verspannung unter Stress

Der Hüftbeuger ist unser Kampf-und-Flucht-Muskel. Er reagiert sofort auf Stress, spannt sich an, verkürzt sich, zieht das Becken nach vorn, engt die Organe ein, übt Druck auf die Nerven aus und beeinträchtigt die Zwerchfellatmung. Das alles kann man vorübergehend beim Kämpfen und Flüchten gut gebrauchen. Auf Dauer signalisiert ein chronisch angespannter Hüftbeuger dem Körper jedoch eine kontinuierliche Gefahr – so lang, bis die Nebennieren und das Immunsystem irgendwann völlig erschöpft sind und der Burnout droht.

5. Die Anusara-Lösung: Ein entspannter Hüftbeuger mithilfe der Inneren Spirale entspannt auch das Nervensystem

Eine Wohltat, um den Hüftbeuger zu entspannen, ist die Innere Spirale – das dritte Prinzip des Anusara Yoga. Hierbei geschieht folgendes: 

  • Der Oberschenkelkopf rollt tiefer in die Hüftgelenkspfanne und wird besser integriert
  • Das Gelenk ist stabiler
  • Der Bewegungsradius wird größer
  • Der Druck auf den Hüftbeuger nimmt ab
  • Die Leiste wird „hohl” und die natürliche Lendenlordose bleibt erhalten

Das alles schafft Weite im Becken und entlastet den unteren Rücken, die Knie und sogar die Schultern und den Kiefer – wie übrigens alle Asanas, die die Muskulatur um das Hüftgelenk herum dehnen.

Eine regelmäßige Praxis, die einige „Hüftöffner” einbezieht, lässt dich das Gefühl des Loslassens und der Erdung erfahren. Du kannst die Qualität von Geduld kultivieren und du tust etwas Gutes für deine Gesundheit. Viel Freude dabei!

Melde dich hier für das nächste Special „Hüftöffner und Vorbeugen” an

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

Personal-Yoga mit Personal-Trainer. So findest du deinen Lehrer.

Personal-Yoga

Wie du mit Personal-Yoga mehr Aha-Effekte in deiner Praxis erlebst.

Während meiner Ausbildung zur Anusara-Lehrerin habe ich sehr oft die Situation erlebt, dass ich die Ansage meiner Lehrerin nicht verstanden haben. Also, ich habe sie schon gehört, konnte aber überhaupt nichts mit dieser Ansage anfangen. Ich soll die Oberschenkel nach hinten bringen? Die Schienbeine sollen nicht nach vorne kommen? Ich soll die vorderen Rippen Richtung Becken ziehen? Häh? Ich war vollkommen überfordert mit diesen Ansagen.

Ich übte fleißig weiter, aber die Haltung und Ausrichtung fühlte sich im Körper nicht 100%ig stimmig an. Irgendwas hakte – so, als wenn der Sender im Radio nicht ganz genau eingestellt ist und die Musik ein bisschen rauscht. Es fühlt sich unangenehm an, solcher Musik zuzuhören und man schaltet das Radio aus. Sprich, diese Asanas, in denen es etwas rauscht, übt man eher weniger bis gar nicht.

Und dann – wenig später – passierte in einem Workshop ein Wunder. Es wurde wieder erklärt, was es bedeutet, den Oberschenkel nach hinten zu bringen. Und während ich zusah, wie diese Handlung durch ein Adjustment bei jemanden durchgeführt wurde, und wir danach selbst praktizierten, hat es Klick gemacht. Ich habe im wahrsten Sinne des Wortes körperlich verstanden, was damit gemeint ist. Und die Musik, die aus meinem Sender kam, war plötzlich ganz klar. So klar wie nie zuvor. Das fühlte sich so gut im Körper an.

Personal-Yoga verfeinert deine Frequenz auf den Körper zu hören

Diesen Effekt – wirklich auf den Körper zu hören und zu verstehen, welche Handlung dazu führt, dass sich die Asana ganz frei und leicht anfühlt – erlebst du im Personal-Yoga. Du erlebst dieses Aha! – so fühlt es sich also richtig an! Du erlebst wie du Fortschritte machst und dich selbst besser ausrichten kannst, weil du verstanden hast, wo es bei dir im Verständnis hakte. 

Personal-Yoga ist die ursprünglichste Art Yoga zu üben. Von Person zu Person. Vom Lehrer direkt zum Schüler. Der Lehrer ist 100 Prozent für dich da und findet die kleine Zehe, die mehr in den Boden gedrückt werden kann, findet die Enge im Schultergürtel bei der Kobra und sieht, dass du in einer bestimmten Asana die Beine überstreckst. Nur durch dieses ganz nahe hinschauen, werden deine „Bewegungsmuster” aufgedeckt, die zu Fehlhaltungen führen können. Und wir wissen alle: es sind nicht die Dinge, die wir einmal oder zweimal „falsch” machen, die eine Auswirkung auf unseren Körper haben. Sondern es sind die Dinge, die wir regelmäßig über einen langen Zeitraum tun, die eine sehr große Wirkung auf unseren Körper haben. Auf einmal tut das Knie weh, die Schulter ist verspannt oder der untere Rücken tut bei jeder Kobra weh. Die Folge: wir üben nicht mehr so regelmäßig und eigentlich auch nur das, was nicht weh tut. Damit verpassen wir so viel. Wir schränken uns selbst ein und nehmen uns die Möglichkeit uns weiterzuentwickeln.

Wie finde ich einen geeigneten Lehrer ?

Die gemeinsame Arbeit im Personal-Training lässt dich in deiner Praxis wachsen und Stück für Stück weiterentwickeln. Aber wie findest du jetzt einen Lehrer, der gut zu dir passt?

Hier gebe ich dir einige Tipps, die deine Suche erleichtern werden:

  1. Der Lehrer sollte Erfahrung mitbringen.

Im besten Fall unterrichtet der Lehrer seit mehreren Jahren regelmäßig, so dass er in seinem Unterricht die Erfahrung sammeln konnte, die nötig ist, um Privatunterricht zu geben. Ich selbst habe mir in den ersten 5 Jahren meiner Tätigkeit als Vollzeit-Yogalehrer kein Personal-Yoga zugetraut. Erst mit der Zeit habe ich gelernt, meine Schüler im Unterricht zu beobachten und dann zu wissen, welche „Handlung” nötig ist, um die „Fehlhaltung” zu verbessern. Es schadet auch nicht nach der Ausbildung des Lehrers zu fragen und welche Fortbildungen er oder sie seitdem gemacht hat. Ein ganz wichtiger Punkt: Du solltest uneingeschränktes Vertrauen zu deinem Lehrer haben.

2. Der Lehrer sollte dich nach deinem aktuellen Gesundheitszustand und auch nach Vorerkrankungen fragen.

Klingt eigentlich logisch oder? Ist es aber nicht. Ich selbst habe es kürzlich wieder bei meiner Hausärztin erlebt: Anstatt mich anzusehen und mich zu fragen, wie es mir geht, hat sie nur irgendetwas in ihren Computer eingetippt. Ich fühlte mich nicht gesehen und nicht ernstgenommen. Es ist wichtig zu wissen, ob das Knie verletzt ist, man die Hände nicht belasten darf oder zu hohen Blutdruck hat. Es gibt im Yoga Übungen, die dann empfohlen werden oder auch vermieden werden sollten. Der Lehrer sollte auf Einschränkungen mit Alternativen reagieren können, um eine sichere Praxis zu gewährleisten.

3. Die Frage „Was ist dein Ziel?” sollte im Vordergrund des Personal-Yogas stehen.

Ob du nur eine Stunde oder mehrere Stunden buchst – dein Wunsch, deine Vorstellung muss im Fokus des Personal-Yogas stehen. Du bestimmst, welches Ziel dir wichtig ist und es sollte dann gemeinsam besprochen werden, wie der Weg dahin am besten aussieht. Je klarer deine Vorstellung und Absicht für den Unterricht ist, desto mehr hast du davon. Denn du weißt ja: die Energie folgt der Aufmerksamkeit.

4. Die Chemie muss stimmen.

Im besten Falle kennst du den Lehrer schon aus deiner regulären Praxis und buchst dann eine Privatstunde – sofern er oder sie die Erfahrung mitbringt (siehe Punkt 1). Ansonsten empfehle ich dir, ein unverbindliches Kennenlerngespräch am Telefon oder auch im Yogastudio zu vereinbaren. Dann hörst du die Stimme, die ja oft ausschlaggebend im Yoga ist, und spürst, ob dir der Lehrer die sympathisch ist.

5. Alle 4 Aspekte der Praxis sollten abgedeckt sein.

Die Yogapraxis besteht aus vier Bausteinen: Asanas, Pranayama, Meditation und Shavasana. Alle vier Elemente sollten Bestandteil einer Stunde sein und dich mehr in Balance bringen. Denn darum geht es ja letztendlich im Yoga. Wir möchten einen besseren Bezug zum Körper und zu uns selbst aufbauen. Die Praxis soll uns einen körperlichen Nutzen (Dehnung und Kräftigung) schenken aber auch mental stärken und emotional ausgleichen. Nur dann kann unsere Musik ganz ohne Störung aus uns herausfließen.

Ich wünsche dir viel Freude beim Personal-Yoga – mit dem Lehrer deines Vertrauens!

Wenn du dich für ein Personal Yoga mit mit in Hamburg interessierst, kannst du dir hier einen Termin buchen und mir gerne eine Mail schreiben an info@mattenzauber.de

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

Täglich Yoga zu üben fällt dir schwer? So findest du dein Yoga-Routine:

Yogaroutine Zuhause

Nichts ist schwieriger, als seine Yogamatte täglich auszurollen und eine Yoga-Routine zu etablieren. Nichts ist schwieriger, als sich jeden Tag wieder an sein Versprechen zu halten. Ich habe für lange Zeit meine eigene Yogapraxis zuhause sehr vernachlässigt, mitunter – aufgrund von Erschöpfung – ganz weggelassen. Im Nachhinein ein großer Fehler. Denn erst seitdem ich wieder täglich übe – manchmal tatsächlich nur 5 Minuten  – geht es mir von Tag zu Tag besser. Ich bin vitaler, freundlicher zu mir selbst, ruhiger und konzentrierter.

Wie habe ich das nun geschafft, eine Yoga-Routine zu etablieren? 

Ich habe mir gesagt: Stelle dich einfach jeden Morgen auf die Matte und schaue, was dann passiert. Ganz ohne Erwartung und ganz ohne Anstrengung. Also habe ich meine Matte ausgerollt, mich daraufgestellt und 5 tiefe Atemzüge genommen. Und das wars. Meine Erschöpfung hat nicht mehr zugelassen.

Aber allein diese 5 Atemzüge taten so gut, dass ich mich nach einer kurzen Zeit darauf gefreut habe auf die Matte zu gehen. Es kamen ganz einfache Übungen dazu: Katze/Kuh, Hund, Ausfallschritt, Kind. Die Praxis dauerte so lange, wie ich Lust hatte. Aber meist nie länger als 5 Minuten. Ich kam nie ins Schwitzen, das hätte mich wieder sofort von der Matte verscheucht. Alles durfte, nichts musste. Kein Druck. 

Nach ein paar Wochen der Routine kam dann aber die Lust auf mehr. Die Lust auf mehr Bewegung, mehr Dehnung, mehr Schwitzen. Die Routine war ja bereits etabliert und somit fiel es mir dann nicht mehr schwer 20 bis 30 Minuten zu üben. Am Wochenende, oder an Vormittagen, an denen ich mehr Zeit hatte, habe ich dann auch mit Online-Videos längere und anstrengendere Sequenzen geübt. Das hat mich glücklich und zufrieden gemacht. Und ist bis heute so.

Meine 5 Tipps für dich, wie du es regelmäßig auf die Matte schaffst:

1. Werde dir klar, warum du üben möchtest.

Das ist der wichtigste Schritt, um deine eigene Praxis zu etablieren. Bei mir war es der Wunsch, wieder mehr Energie für meinen Alltag zu bekommen. Und das ich das, was ich unterrichte, auch selber übe. Werde dir also darüber klar, welchen Nutzen du aus der Praxis für dein tägliches Leben ziehen willst. Mit welchem Gefühl verlässt du die Matte? Wie fühlt sich dein Körper an? Was ist dein Hauptbeweggrund zu praktizieren? Vielleicht um deinem Rücken was Gutes zu tun oder deine Hüften beweglich zu halten? Dich über den Atem mit dir selbst zu verbinden und dich wirklich zu spüren? 

Bei deiner nächsten Praxis – zuhause oder im Studio – erinnere dich an diese Fragen und schreibe auf wie es dir geht. Das wird dein Motor sein, dieses Gefühl täglich in dein Leben einzuladen. Je klarer du es für dich formulierst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du die Matte ausrollst.

2. Übe zu Beginn immer zur gleichen Zeit.

Wenn du dich entschiedest, die Matte auszurollen, dann ist es hilfreich, immer zur gleichen Zeit zu üben. So fällt es deinem Gehirn leichter, eine Gewohnheit zu entwickeln. Beantworte dir dafür ganz ehrlich, wann du 5, 10 oder 20 Minuten in dich selbst investieren möchtest. Wie ist dein Tagesablauf? Wann könntest du es gut einplanen? Worauf müsstest du vielleicht verzichten, um es auch umzusetzen und dich nicht mit dem Satz herauszureden: „Nee, die 10 Minuten habe ich jetzt wirklich keine Zeit“. Ich habe mich entschieden, immer morgens zu üben – noch bevor mein „Arbeitstag” startet. Und das ist manchmal um 7 Uhr.

3. Gib deiner Matte einen festen Platz.

Und das meine ich wörtlich: Rolle sie immer an der gleichen Stelle aus oder lasse sie gleich liegen. Dann kannst du dich einfach daraufstellen, tief atmen und schon bist du fertig! Lass es nicht zu, dass du immer wieder mit dir selbst diskutierst. Stelle dich einfach drauf und atme! Denn sobald du deiner Matte einen Raum gibst, bekommt sie auch eine Priorität. 

4. Beginne mit ganz einfachen Haltungen.

Oftmals habe ich gar keinen Plan, was ich genau üben möchte, wenn ich auf die Matte gehe. Ich fange dann einfach an. Im Stehen, im Kind, im Vierfüßlerstand oder im Hund. Dann vertiefe ich den Atem und lasse mich intuitiv führen. Der Körper sagt mir dann, was und wohin er möchte. Und plötzlich übe ich die Krähe oder den Unterarmstand. Ganz ohne Widerstand, weil es sich in diesem Moment genau richtig anfühlt. Das sind meine schönsten Momente der Freude. Denn dann übe ich zu vertrauen und mich gleichzeitig ein Stück weit leiten zu lassen. Ich übe loslassen im Kopf. 

5. Begrenze deine Zeit.

Lege im Vorfeld fest, wie lange du üben möchtest/kannst. Und wenn es nur 3 Minuten sind. Stelle dir deinen Timer und leg los. Du wirst erstaunt sein, was man in drei Minuten alles machen kann. Dein Kopf kann loslassen. Der Timer sagt dir, wann Schluss ist.

Dein Schluss sollte immer Shavasana sein. Idealerweise 5 bis 10 Minuten. Zeit zum sammeln, loslassen und Kraft tanken. Und wenn du dann in den Tag startest oder ihn beendest, wirst du dich großartig fühlen. Denn du hast dich selbst und deine Bedürfnisse wahrgenommen und dich um dich selbst gekümmert. Wer sollte es sonst tun?

Viel Spaß auf der Matte!

Die Bedeutung der Malas für das tägliche Leben und die Yogapraxis.

Hattest du in deinem Leben schon einmal einen kritischen Gedanken über dich selbst? Jeden Tag plappert da eine leise oder auch laute Stimme in uns und flüstert uns Sätze wie zum Beispiel: Ich bin allein, Ich kann das nicht, Ich bin nicht gut genug zu. Bei mir ist diese Stimme oft sehr laut. Wenn ich zum Beispiel in den sozialen Medien unterwegs bin, wenn ich vor vielen neuen Schülern unterrichte oder sogar ein anderer Yogalehrer an meiner Klasse teilnimmt – dann vergleiche ich mich und fühle mich ungenügend und nicht gut genug. 

Diese Sätze in unserem Kopf entspringen der negativen Macht der Malas – ein Konzept aus der tantrischen Philosophie, auf der auch Anusara-Yoga basiert.

Malas sind Glaubenssätze, die unsere Selbstwahrnehmung einschränken.

Diese Glaubenssätze begrenzen und limitieren uns in unserem Denken, Handeln und Tun. Sie lassen uns glauben, dass wir nicht komplett sind so wie wir sind, dass wir etwas nicht können und wir ganz allein sind auf dieser Welt. Diese Aspekte unseres Bewusstseins hindern uns daran, dass wir uns mit der Welt da draußen verbunden fühlen. Sie hindern uns daran, dass wir unser wahres Selbst sehen und erfahren.

Die „Staubschicht” der Malas lässt uns das immer wieder vergessen und nicht sehen.

Sicher gibt es Momente in unserem Leben, in denen wir diese Verbundenheit spüren. Wenn wir vielleicht einen Sonnenaufgang erleben, wenn wir uns in der Natur bewegen, wenn wir tiefe Freude empfinden, wenn wir die Elemente spüren. Dann nehmen wir wahr, dass es da eine Kraft gibt, die – wie immer wir sie nennen mögen – die soviel größer ist als wir selbst und wir Teil dieser Kraft sind, weil wir Teil dieses Universums sind.

Anava-Mala, Mayiya-Mala und Karma-Mala bilden die Staubschicht auf unserem Herzen.

Das Wort Mala bedeutet Schmutz oder Verunreinigung. In der tantrischen Philosophie werden die Malas mit einer Staubschicht, die das Herz bedeckt, verglichen. Diese feine Staubschicht verhindert, dass wir erkennen, dass wir mit der allumfassenden Kraft, die hinter allem steht, verbunden sind.

1. Anava-Mala
„Ich bin nicht gut genug.” „Ich bin wertlos.”

Diese Mala kreiert ein Gefühl von Wertlosigkeit, Mangel und Unvollkommenheit in uns. Es ruft Gefühle wie Unsicherheit und Traurigkeit hervor. Es verhindert zu erkennen, dass wir verbunden sind mit einer höheren Kraft.

Anava Mala ist mit dem Herzen verbunden.

2. Mayiya-Mala
„Ich bin allein.” „Niemand interessiert sich für mich.”

Hier fühlen wir uns in unserer Wahrnehmung getrennt von der ganzen Welt und fühlen uns allein. Wir vergleichen uns mit anderen und Gefühle von Eifersucht und Wut werden hervorgerufen.

Mayiya Mala ist mit dem Verstand verbunden.

3. Karma-Mala
„Ich werde es nicht schaffen.” „Ich kann es nicht.”

Hier entsteht in uns das Gefühl von Handlungsunfähigkeit und nicht gut genug zu sein in dem, was man macht. Es ruft Gefühle von Sorge und Angst hervor.

Karma Mala ist mit dem Körper verbunden.

Diese drei Malas sind Teil unserer Existenz, Teil dessen wer wir sind. Wir sollten sie uns vergegenwärtigen und mit ihnen arbeiten. Die Yogapraxis unterstützt uns darin, auf diese Sätze im Kopf aufmerksam zu werden und sie wahrzunehmen.

Die Yogapraxis auf der Matte wischt die Staubschicht weg!

Diese Gefühle, die durch die Malas in uns hervorgerufen werden, wirken sowohl emotional als auch körperlich auf uns. Sie machen uns fest, unbeweglich, lassen die Schulter nach vorne fallen und geben uns allgemein kein sonderlich gutes Körpergefühl. Oder wie fühlst du dich, wenn du dir ständig selbst sagst: „Ich bin nicht gut genug?”. Bei mir kommt da jedenfalls kein freundliches Gefühl auf.

Während der Praxis kommt manchmal auch diese leise Stimme in den Kopf: „Ach, diese Asana kann ich ja gar nicht” oder „Die anderen können das, nur ich nicht” oder „Die kennen sich hier alle, ich sitze mal wieder allein auf der Matte.”

Yoga dagegen sagt: Alles ist Eins. Alles ist Bewusstsein. Alles in dieser Welt ist durchströmt von einer Kraft, die soviel größer ist als wir selbst und die alles zusammenhält. Dadurch, dass wir auch auf dieser Welt sind, sind wir ein Teil dieser Kraft und somit mit ihr verbunden.

Fazit:

Unsere Asana-Praxis hilft hier ganz konkret, um diesen Gedanken entschlossen entgegenzutreten. Das Bewegen auf der Matte unterstützt uns darin, dass wir:
1. uns über den Atem an die große Kraft erinnern, die durch uns hindurchströmt und
2. wir unseren Körper mithilfe der Asanas öffnen und die unbeweglichen Bereiche unseres Körpers wieder geschmeidiger werden lassen, so dass die Energie wieder gut fließen kann. Nach meiner Praxis auf der Matte hatte ich noch nie das Gefühl von „Ich bin nicht gut genug”. Du? Ich fühle mich immer friedlich, vollkommen, wertvoll. So, als ob ich alles schaffen kann in meinem Leben. 

Welch ein Geschenk diese Praxis ist. Die Mala-Staubschicht ist – für kurze Zeit – weggewischt und ich erkenne, dass ich verbunden, wertvoll und nicht allein bin.

Pratyahara: Wenn sich dein Geist in erholsame Stille zurückzieht.

Im Yoga gibt es den Begriff Pratyahara – der beschreibt das Zurückziehen der Sinne. Wörtlich heißt es „das Fasten”. So wie eine Fastenkur den Körper und Geist reinigt, so dient Pratyahara dazu die Sinne zu reinigen.

Unsere 5 Sinne – das Sehen, das Hören, das Fühlen, das Riehen und das Schmecken –sind wenn wir wach sind ständig online. Sie sind unsere Türen zur Aussenwelt. Durch sie nehmen wir die Welt wahr und schicken dabei ständig ungefilterte Informationen an unser Gehirn. Den ganzen Tag über sehen wir zu viele Bilder, hören zu viele Informationen usw. Und auf all das müssen wir irgendwie reagieren. Das führt nicht selten zu Überforderung und Stress. Denn es gibt kaum eine Pause. Der Instagram Feed produziert den ganzen Tag über neue Nachrichten und Bilder. Und unser Gehirn muss auf jedes einzelne Bild reagieren. Es einordnen und filtern. Und Instagram ist ja nicht die einzige Quelle: Nachrichten, Zeitungen, Radio, Fernsehen, Werbung, im Supermarkt. Überall prasseln die Reize auf uns ein. Es gibt kaum Ruhezeiten – außer im Schlaf. Es besteht die Gefahr der Reizüberflutung und es kann ein Datenstau im Gehirn entstehen, wenn wir uns diesem Datenstrom nicht mal ganz bewusst entziehen.

Pratyahara beschreibt genau diesen Zustand: wenn wir die Verbindung nach aussen trennen. Wenn wir die offenen Türen schließen und die Ruhe und Stille einladen. Wenn wir uns mal ausruhen und dadurch lernen, nicht mehr auf jeden Reiz von aussen reagieren zu müssen. Der Geist nimmt die Reize zwar immer noch wahr, aber er reagiert nicht mehr sofort. Er kann in der Stille verweilen. Eine gute Übung dafür ist die Meditation. Denn hier übst du auch, nicht auf jeden Reiz (Gedanken, Wahrnehmungen, Geräusche) zu reagieren. Du übst ruhig und still zu bleiben.

In dieser Stille, die dann entsteht, können wir erst wahrnehmen, was wir gerade benötigen, wie es uns geht oder wovor wir Angst haben. Dieser Rückzug erlaubt uns, wieder in Kontakt zu treten mit uns selbst. Die Yogis sagen: wahre Stille und Regeneration finden wir nur in uns selbst. Nur wenn wir die Türen schließen. Doch die Aussenwelt überstülpt unsere Wahrnehmung, so dass wir unsere innere Stimme nicht hören können.

Der Herbst – diese besondere Zeit des Übergangs – lädt uns ein, unsere Türen nach aussen öfter mal zu verschließen. So, wie es auch die Natur macht: sie zieht sich zurück. Der Herbst steht sinnbildlich dafür, alles loszulassen was wir nicht mehr brauchen. So, wie die Blätter von den Bäumen fallen. So, wie das pulsierende Leben des Sommers langsam aus den Pflanzen weicht und sie vertrocknen. Alles Leben zieht sich zurück und fällt in eine Art Schlaf. Nichts drängt mehr nach aussen. Es gibt keine große sichtbare Reaktion mehr.

Dieser Vergleich könnte für uns bedeuten, dass wir unsere Aktivitäten minimieren, das Tempo im Alltag rausnehmen und mehr Zeit mit uns selbst verbringen. Sich Zeit zu nehmen für eine Rückschau. Darauf, was wir in den letzten Monaten gelernt habe. Was wir davon integrieren oder loslassen möchten.

In der Yogapraxis haben wir jedesmal die Möglichkeit uns zurückzuziehen in unsere eigene Stille. Um dann bewusst wahrzunehmen, wie es uns gerade geht. Es tut so gut, die Augen zu schließen und zu üben zuzuhören. Auf das, was bei uns im Inneren geschieht. So dass wir mit der Zeit lernen, warum wir immer wieder auf etwas von aussen anspringen und so unsere Reaktion darauf ändern können. Savasana am Ende der Praxis steht auch für Rückzug. Der ganze Organismus zieht sich zurück und entspannt sich. Genau aus diesem Grund fühlen wir uns so erfrischt, klar und glücklich nach der Praxis. Weil wir unsere Sinne ganz bewusst zurückgezogen haben und gefastet haben.

In diesem Sinne wünsche ich euch einen erholsamen und stillen Herbst!