Patanjali, das Yoga Sutra und der achtgliedrige Pfad für Einsteiger
Patanjali war ein indischer Gelehrter und „Vater des Yoga“; er lebte circa in der Zeit 200 vor bis 200 nach Christus. Er ist der Verfasser des Yogasutras (Sutra = Faden), des Standardwerks des klassischen Yoga.
Seiner Meinung nach, ist Yoga der einzige Weg, um das menschliche Bewusstsein und die Wahrnehmung zu verstehen. Durch Yoga lernen wir, unsere Gedanken zu kontrollieren und damit das Leiden – das aus den Gedanken resultiert – zu überwinden. So gelangen wir zu mehr Bewusstsein – für unseren eigenen Geisteszustand und den Auswirkungen unserer Handlungen.
Ziel des Yoga ist es, den Zustand von Samadhi zu erreichen. Samadhi bezeichnet den höchsten Bewusstseinszustand, der über Wachen, Träumen und Tiefschlaf hinausgeht. Es ist die tiefe meditative Versenkung, in der wir unser tiefstes Selbst erkennen. Uns wird bewusst, dass wir selbst Teil des kosmischen Bewusstseins sind. Wir erkennen, dass wir Ausdruck des Höchsten sind. Du kannst dieses „Höchste” auch Natur, Universum, Energie, universelle Intelligenz, Göttlich oder Gott nennen. Wichtig ist, zu verstehen, dass das Höchste eine Kraft ist, die immer schon da war und ist und unendlich ist.
Um uns diesem Ziel – Samadhi – anzunähern, müssen wir in den Zustand des Yoga kommen, den Patanjali folgendermaßen beschreibt:
„Yoga citta vritti nirodah”
„Yoga ist der Zustand, wenn alle Bewegungen des Geistes still werden.”
Citta ist unser Geist und Vritti sind die Bewegungen unseres Geistes: unsere Gedan-ken, Gefühle, Emotionen, Prägungen, Muster und Vorurteile, die wir uns im Laufe unseres bisherigen Lebens angeeignet haben. Nirodah ist die Stille. Wenn wir nicht gerade im Zustand des Yoga sind – also die meiste Zeit des Tages – ist unsere Wahrnehmung von unseren Gedanken beeinflusst. Alles, was wir wahrnehmen, unsere Umwelt und uns selbst, ist durch unsere Gedanken und Gefühle beeinflusst. Wir nehmen also alles subjektiv war. Wir sind schlecht drauf, dann sieht die ganze Welt grau und trostlos aus. Wenn wir aber verliebt sind, ist alles wunderschön. Obwohl die Welt sich gar nicht verändert hat, sehen wir sie in verschiedenen Situationen ganz anders. Es ist, als hätten wir eine Brille auf, die unsere Wahrnehmung verzerrt. So können wir uns die Vrittis vorstellen. Sie verzerren unsere Wahrnehmung. Je nachdem, welche Brille wir gerade aufhaben.
Genauso subjektiv nehmen wir auch uns selbst wahr. Was wir über uns denken, aufgrund von unseren Prägungen, so erscheinen wir uns selbst. Zum Beispiel: „Ich bin zu dick“ / „Ich bin unattraktiv“ „Ich bin tollpatschig“ / „Ich kann keinen Kopfstand“ et cetera et cetera
Das ist also der ganz normale Zustand in dem wir in der Welt funktionieren. Und nur, wenn wir in den Zustand des Yoga kommen – also die Gedanken zur Ruhe kommen – können wir unvoreingenommen wahrnehmen.
Das ist es, was wir in der Meditation und beim Yoga üben. Die Gedanken und Gefühle sind zwar da, aber wir sind nicht mehr so stark von ihnen abhängig oder ihnen gar ausgeliefert.
Ziel des Yoga nach Patanjali: die Beseitung allen Leidens (das durch unsere Gedanken und unsere verzerrte Wahrnehmung entsteht), und die Erkenntnis (Samadhi), wer wir in Wirklichkeit sind.
Das Yoga-Sutra
DAS YOGA-SUTRA IST IN VIER KAPITEL AUFGETEILT UND BESTEHT AUS 195 VERSEN.
Erstes Kapitel: Samadhi Pada (Über die Versenkung)
Zweites Kapitel: Sadhana Pada (Über die Praxis) Hier beschreibt Patanjali den achtgliedrigen Pfad (Ashtanga Marga) durch den man Leiden und die 5 Hindernisse (Kleshas) auf dem Weg hin zu Samadhi überwinden soll.
Drittes Kapitel: Vibhuti Pada (Über die Resultate)
Viertes Kapitel: Kaivalya Pada (Über die Versenkung)
Der achtgliedrige Pfad
Alle 8 Themen sind gleichwertig. Beim regelmäßigen Üben wird dein Verhalten auf allen Ebenen positiv beeinflusst.
1 Yama: Der Umgang mit der Natur und den Menschen (5 ethische Verhaltensregeln)
2 Niyama: Der Umgang mit dir selbst (5 Regeln der Selbstdisziplin)
3 Asana: Der Umgang mit dem Körper (Schulung und Reinigung des Körpers mittels Yogastellungen)
4 Pranayama: Der Umgang mit dem Atem (Atemkontrolle)
5 Pratyahara: Der Umgang mit den Sinnen (Zurückziehen der Sinne von der Außenwelt)
6 Dharana: Der Umgang mit dem Geist (Konzentration)
7 Dhyana: Der Umgang mit dem Geist (Meditation und Kontemplation)
8 Samadhi: Der Umgang mit dem Geist (Versenkung, Einheitsbewusstsein)